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Tradition vs. Moderne:
Der Leipziger Fussball unter der Lupe
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In Rekordzeit ist RB Leipzig zu einem der besten deutschen Vereine geworden, bei dem einige der talentiertesten Spieler der Bundesliga aktiv sind. Vor der Saison 2021/22 konnten die Bullen beispielsweise Christopher Nkunku verpflichten. Fraglos sind die immensen Investitionen,
die der Red Bull-Konzern in den Klub tätigte, hierfür maßgeblich verantwortlich. Gleiches gilt für die ausgezeichnete Arbeit von Männern wie Ralf Rangnick, Julian Nagelsmann oder Oliver Mintzlaff. RB Leipzigs Aufstieg bedeutete aber zugleich auch die Wiedergeburt einer der ehemaligen Fußballhauptstädte Deutschlands. Der Vergleich zwischen Tradition und Moderne ist dabei erstaunlich.
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Bild-1: Red Bull Arena in Leipzig
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Lokomotive Leipzig war einst ein europäisches Spitzenteam
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RB Leipzig entstand aus dem SSV Markranstädt, von dem bis dahin selbst viele Einheimische noch nie etwas gehört hatten. Das fußballerische Flaggschiff der ostdeutschen Metropole war Lokomotive Leipzig, das nach der
Wiedervereinigung lange unter dem Namen VfB auflief, aber heute wieder seine traditionsreiche Bezeichnung trägt.
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Zu Zeiten der DDR war der Klub
ein europäisches Spitzenteam. 1987 erreichte der Klub beispielsweise das Endspiel des Pokals der Pokalsieger - scheiterte hier aber am FC Barcelona. Das erfolgreiche Halbfinale gegen Girondins Bordeaux verfolgten 120.000 Fans im Zentralstadion. 1974 führte der Weg im UEFA-Pokal bis ins Halbfinale. Den DDR-Pokal gewann Lok Leipzig fünf Mal. Zur Meisterschaft reichte es zwar nie, aber immerhin drei Mal stand am Ende der Saison der zweite Platz.
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Die Politik spielte eine maßgebliche Rolle
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Wer seine Fußballschuhe für die Leipziger schnürte, war aber nicht nur dem Geschick der Scouts und des Trainerstabs des Vereins zu verdanken. Vielmehr mischte sich die Politik wiederholt ein, wie das im März 2022 veröffentlichte Buch "Die Delegierten" aufzeigen kann. Als Damian Halata 1988 von Magdeburg nach Leipzig ging, geschah dies beispielsweise mit Zustimmung von SED-Politbüromitglied Egon Krenz.
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Die Politik hatte naturgegeben ein großes Interesse daran, dass gerade die "Flaggschiffe" der DDR die besten Spieler zur Verfügung hatten. Schließlich repräsentierten sie das Land wirksam nach außen. Dies erklärt auch, weshalb viele ostdeutsche Vereine (darunter Leipzig) nach der Wiedervereinigung in Rekordzeit sportlich zusammenbrachen. Es fehlte die Patronage.
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Red Bull ersetzt die Patronage der Politik
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Springen wir zurück in die Moderne: RB Leipzig hatte seinerseits nie die Patronage der Politik, allerdings gibt es doch erstaunliche Parallelen. Red Bull half auf ähnliche Weise durch seine große Fußballsparte: Rangnick war beispielsweise erst für RB Salzburg verantwortlich, wechselte 2012 aber vollständig als Verantwortlicher nach Leipzig. 2015 wechselten mit Stefan Ilsanker, Peter Gulacsci und Marcel Sabitzer gleich drei Spieler aus der Mozartstadt zu den sächsischen Bullen. Es sollten nicht die letzten Akteure bleiben, die diesen Weg nahmen: Spieler wie Naby Keita und Dayot Upamecano folgten. In der Saison 2021/2022 stehen noch immer sechs Spieler im Kader (Gulasci, Haidara, Adams, Laimer, Szoboszlai, Kampl), die früher bereits für einen anderen Red Bull-Verein spielten.
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Seit dem Abgang Rangnicks im Sommer 2019 wird Leipzig allerdings zunehmend unabhängiger von anderen RB-Klubs. Dies mag auch daran liegen, dass es zuletzt schief ging: Jesse Marsch kam 2021 als Coach von RB Salzburg, funktionierte jedoch überhaupt nicht in Sachsen. Eines der Erfolgsrezepte von Tradition und Moderne ähnelt sich dennoch auffällig.
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