Corona: Aufgeschobene Operationen und Vorsorgeuntersuchungen in Millionenhöhe
Zahlreiche Menschen in Sachsen haben wegen der Coronakrise geplante Arzttermine verschoben oder abgesagt. Die Ärztekammer und das RKI zeigen sich alarmiert. In Zukunft können ausgesetzte Arzttermine noch verheerendere Konsequenzen für die Gesundheit haben als die Pandemie.
Bild-1: OP Saal
Wie viele Operationen wurden wegen Corona verschoben?
Zu Beginn der Coronakrise fürchtete man auf der ganzen Welt Überlastungen der Gesundheitssysteme. Auch in Deutschland hielt man in Krankenhäusern Betten für Corona-Patienten frei. Zahlreiche Operationen wurden vorerst eingefroren, so unter anderem Krebs-Operationen.
Eine globale Analyse zeigt nun das Ausmaß.
Allein zur Entlastung des deutschen Gesundheitssystems wurden fast eine Million Eingriffe aufgeschoben. Elektive Operationen ohne hohe Dringlichkeit fanden praktisch überhaupt nicht mehr statt. Obwohl der Regelbetrieb in deutschen Krankenhäusern langsam wieder anläuft, wird die Aufarbeitung des OP-Staus mehrere Monate dauern. Bei fast einem Viertel der aufgeschobenen Eingriffe – das heißt über 50.000 – handelte es sich laut HIHR um Tumor-Operationen. Unter der Pandemie gelitten haben nicht nur Krebsoperationen. Dasselbe gilt für die
Krebsvorsorge in Deutschland.
Screenings ausgesetzt: Onkologen beunruhigt
Die Prävention gilt als eine der größten Stärken des deutschen Gesundheitssystems. Ob Krebs-Screenings oder Vorsorgeuntersuchungen im Hinblick auf degenerative Erkrankungen: Millionen von Check-Ups sorgen jedes Jahr dafür, dass Krankheiten früh genug erkannt werden. Obwohl Vorsorgeuntersuchungen mittlerweile wieder stattfinden, gehen zahlreiche Patienten aus Angst vor dem Coronavirus nur ungern zum Arzt. Wegen der abgesagten Screenings werden Krebsdiagnosen teilweise später gestellt. Dadurch verschlechtern sich die Heilungschancen. Ob gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen oder Hautkrebs-Screenings: Das deutsche Früherkennungssystem leidet unter der Coronakrise.
Bild-2:
Vorsorgeuntersuchung
Das RKI und andere Experten zeigen sich beunruhigt und rufen zur Wiederaufnahme wichtiger Screenings auf. Leipziger mit Darmgeschwüren sollten spätestens jetzt wieder Vorsorgeuntersuchungen beim Internisten wahrnehmen. Dresdner mit Hautveränderungen sollten trotz Corona wieder einen
Check-up bei Hautärzten in der Nähe vereinbaren und auch die sächsische Brustkrebs-Prävention sollte nicht in den Hintergrund geraten. Laut niedergelassenen Onkologen sind Krebskrankheiten für viele eine weitaus realere Lebensgefahr als COVID-19.
Wie Tendenzen zeigen, ist die Zahl der in frühen Stadien diagnostizierten Krebserkrankungen während der Coronakrise zurückgegangen. Da Tumordiagnosen oft im Rahmen von Screening-Untersuchungen gestellt werden, rechnet man im kommenden Herbst und Winter wegen aufgeschobener Früherkennung mit einer Welle an neuen Krebsdiagnosen.
Wieso Mediziner zu Corona-Zeiten ums Überleben kämpfen
Ausgesetzte Vorsorgeuntersuchungen und verschobene Operationen sind eine der schwerwiegendsten Folgen der Corona-Maßnahmen. Trotzdem sind auch die rückläufigen Patientenzahlen bei niedergelassenen Hausärzten beunruhigend. Zahlreiche chronisch Kranke trauen sich aktuell wegen Infektionsangst nicht mehr zu Ärzten und in Krankenhäusern werden zunehmend weniger Schlaganfall- und Herzinfarkt-Patienten registriert. Das hat nicht nur für Betroffene schwerwiegende Konsequenzen, sondern wirkt sich auch negativ auf die deutsche Mediziner-Landschaft aus. Zahlreiche Arztpraxen verdienen bei gestiegenem Aufwand kaum noch etwas. Trotz staatlicher Schutzschirme kämpfen einige davon ums Überleben.
Fazit: Spätestens seit dem deutlichen Rückgang der Infektionszahlen ist es Zeit für eine Rückkehr zur vorpandemischen Frequenz von Arztbesuchen, Operationen und Vorsorgeuntersuchungen. Nur so lassen sich gesundheitliche Folgeschäden für Patienten und wirtschaftliche Schwierigkeiten für Ärzte
verhindern.